[LETTER 1:]
{recto}
Preussische Staatsbibliothek
Musikabteilung
Tagebuch Nr. 675
Berlin NW7, den 9. 6. 1926
Unter den Linden 38.

Hochverehrter Herr Professor! 1

Sehr erfreut wäre ich, wenn Herr v. Hoboken eine Facsimile-Ausgabe von Mozartschen Symphonien veranstaltete. Wir haben die Es dur Symphonie Köch.543, jedoch nicht die G moll Symphonie, obwohl dies Köchel angibt. Herr v. H. muss eine Eingabe an die Generaldirektion der Staatsbibliothek machen. Voraussichtlich werden wir von ihm als Gegenleistung 10% von jedem verkauften Exemplar und einige Freiexemplare verlangen, wozu wir durch unser Ministerium verpflichtet sind


Mit ausgezeichneter Hochachtung und verbindlichsten Empfehlungen
[signed:] Altmann

Herrn Prof. Schenker
Wien

[LETTER 2:]
{verso}

Hochverehrter lieber Herr Professor!

Meinem offiziellen Briefe möchte ich noch die Antwort auf Ihre anderen Fragen beifügen. In Tirol bin ich diesmal während des Juli, voraussichtlich komme ich in die Gegend von Landeck. Ob ich aber die Zeit haben werde, einen Ausflug nach Galtür zu machen, der doch mindestens drei Tage in Anspruch nähme, weiss ich jetzt noch nicht. Dass ich einen Tag in Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gesellschaft sehr gern zubrächte, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu versichern. Herr Kapellmeister Schuster, der Herausgeber der „Musik“ , hat noch so entsetzlich viele vor längerer Zeit angenommene Artikel liegen, dass er bisher Herrn Vrielsander [sic] noch nicht aufgefordert hat, über Sie zu schreiben. Das wird aber in diesen Tagen geschehen. Natürlich kommt dann Ihr Bild. Auf das Jahrbuch freue ich mich sehr. Gern würde ich Ihrem Schüler Weisse einen Verlag nachweisen, aber die vielen Verleger, die ich kenne, sind jetzt nicht in der Lage, ein Streichsextett zu veröffentlichen. Wenn Herr Weisse eine schöne deutliche Handschrift hat, könnte diese durch Photographie bei Röder (kostet 4 Mk die Seite) für den Druck brauchbar gemacht werden. Die kleine Partitur müsste allerdings gestochen werden (Seite wohl 7 – 8 Mk). Bei Druckzuschuss würde die Firma Ries & Erler, Berlin, oder Robert Forberg, Leipzig, vielleicht geneigt sein, den Verlag zu übernehmen. Schlimme Zeiten jetzt für ideal gerichtete Komponisten.


Recht herzliche Grüsse, auch an Ihre Frau Gemahlin,
Ihr
[signed:] Altmann

© Transcription Nicholas Marston, 2014

[LETTER 1:]
{recto}
Prussian State Library
Music Department
Daybook No. 675
Berlin NW7, June 9, 1926
Unter den Linden 38

Highly revered Professor, 1

I would be very pleased if Mr. van Hoboken arranged a facsimile edition of Mozart symphonies. We have the Eę major Symphony, K. 543, but not the G minor Symphony, although Köchel states this. Mr. van Hoboken must make an application to the general administration of the State Library. In return we shall probably require from him 10% of [the price of] each copy sold and some free copies, as our administration obliges us to do.


With kindest regards and sincerest respects
[signed:] Altmann

Prof. Schenker
Vienna

[LETTER 2:]
{verso}

Highly revered dear Professor,

I should like to add to my official letter the answer also to your other questions. This time I shall be in the Tyrol during July; I shall probably go to the Landeck region. Whether, though, I shall have the time to make an excursion to Galtür, which would after all take up at least three days, I don't yet know. I hardly need convince you that I would very happily spend a day in the company of you and your wife. Kapellmeister Schuster, the editor of Die Musik , has again left such a terrible number of articles accepted some time ago at a standstill that he has not yet asked Herr Vrieslander to write about you. But that will happen in the next few days. Then there will of course be [the matter of] your picture. I am delighted about the Yearbook . I would gladly point your pupil Weisse toward a publishing house, but the many publishers that I know are presently not in a position to publish a string sextet. If Mr Weisse has an attractive, clear manuscript, this could be made serviceable for printing via photography by Röder (at a cost of 4 Marks per page). The miniature score would doubtless have to be engraved (easily 7–8 Marks per page). Given a printing subsidy, the firm Ries & Erler, Berlin, or Robert Forberg, Leipzig, might perhaps be inclined to take on publication. Desperate times these days for ideal-minded composers.


Most affectionate greetings, also to your wife,
Yours
[signed:] Altmann

© Translation Nicholas Marston, 2014

[LETTER 1:]
{recto}
Preussische Staatsbibliothek
Musikabteilung
Tagebuch Nr. 675
Berlin NW7, den 9. 6. 1926
Unter den Linden 38.

Hochverehrter Herr Professor! 1

Sehr erfreut wäre ich, wenn Herr v. Hoboken eine Facsimile-Ausgabe von Mozartschen Symphonien veranstaltete. Wir haben die Es dur Symphonie Köch.543, jedoch nicht die G moll Symphonie, obwohl dies Köchel angibt. Herr v. H. muss eine Eingabe an die Generaldirektion der Staatsbibliothek machen. Voraussichtlich werden wir von ihm als Gegenleistung 10% von jedem verkauften Exemplar und einige Freiexemplare verlangen, wozu wir durch unser Ministerium verpflichtet sind


Mit ausgezeichneter Hochachtung und verbindlichsten Empfehlungen
[signed:] Altmann

Herrn Prof. Schenker
Wien

[LETTER 2:]
{verso}

Hochverehrter lieber Herr Professor!

Meinem offiziellen Briefe möchte ich noch die Antwort auf Ihre anderen Fragen beifügen. In Tirol bin ich diesmal während des Juli, voraussichtlich komme ich in die Gegend von Landeck. Ob ich aber die Zeit haben werde, einen Ausflug nach Galtür zu machen, der doch mindestens drei Tage in Anspruch nähme, weiss ich jetzt noch nicht. Dass ich einen Tag in Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gesellschaft sehr gern zubrächte, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu versichern. Herr Kapellmeister Schuster, der Herausgeber der „Musik“ , hat noch so entsetzlich viele vor längerer Zeit angenommene Artikel liegen, dass er bisher Herrn Vrielsander [sic] noch nicht aufgefordert hat, über Sie zu schreiben. Das wird aber in diesen Tagen geschehen. Natürlich kommt dann Ihr Bild. Auf das Jahrbuch freue ich mich sehr. Gern würde ich Ihrem Schüler Weisse einen Verlag nachweisen, aber die vielen Verleger, die ich kenne, sind jetzt nicht in der Lage, ein Streichsextett zu veröffentlichen. Wenn Herr Weisse eine schöne deutliche Handschrift hat, könnte diese durch Photographie bei Röder (kostet 4 Mk die Seite) für den Druck brauchbar gemacht werden. Die kleine Partitur müsste allerdings gestochen werden (Seite wohl 7 – 8 Mk). Bei Druckzuschuss würde die Firma Ries & Erler, Berlin, oder Robert Forberg, Leipzig, vielleicht geneigt sein, den Verlag zu übernehmen. Schlimme Zeiten jetzt für ideal gerichtete Komponisten.


Recht herzliche Grüsse, auch an Ihre Frau Gemahlin,
Ihr
[signed:] Altmann

© Transcription Nicholas Marston, 2014

[LETTER 1:]
{recto}
Prussian State Library
Music Department
Daybook No. 675
Berlin NW7, June 9, 1926
Unter den Linden 38

Highly revered Professor, 1

I would be very pleased if Mr. van Hoboken arranged a facsimile edition of Mozart symphonies. We have the Eę major Symphony, K. 543, but not the G minor Symphony, although Köchel states this. Mr. van Hoboken must make an application to the general administration of the State Library. In return we shall probably require from him 10% of [the price of] each copy sold and some free copies, as our administration obliges us to do.


With kindest regards and sincerest respects
[signed:] Altmann

Prof. Schenker
Vienna

[LETTER 2:]
{verso}

Highly revered dear Professor,

I should like to add to my official letter the answer also to your other questions. This time I shall be in the Tyrol during July; I shall probably go to the Landeck region. Whether, though, I shall have the time to make an excursion to Galtür, which would after all take up at least three days, I don't yet know. I hardly need convince you that I would very happily spend a day in the company of you and your wife. Kapellmeister Schuster, the editor of Die Musik , has again left such a terrible number of articles accepted some time ago at a standstill that he has not yet asked Herr Vrieslander to write about you. But that will happen in the next few days. Then there will of course be [the matter of] your picture. I am delighted about the Yearbook . I would gladly point your pupil Weisse toward a publishing house, but the many publishers that I know are presently not in a position to publish a string sextet. If Mr Weisse has an attractive, clear manuscript, this could be made serviceable for printing via photography by Röder (at a cost of 4 Marks per page). The miniature score would doubtless have to be engraved (easily 7–8 Marks per page). Given a printing subsidy, the firm Ries & Erler, Berlin, or Robert Forberg, Leipzig, might perhaps be inclined to take on publication. Desperate times these days for ideal-minded composers.


Most affectionate greetings, also to your wife,
Yours
[signed:] Altmann

© Translation Nicholas Marston, 2014

Footnotes

1 Receipt of these letters is recorded in Schenker's diary at OJ 3/8, p. 2947, June 12, 1926: "Von Pr. Altmann (Br.): 10% vom Exemplar sind vorgeschrieben; die Handschrift liegt in Berlin; Schuster werde in einigen Tagen Vrieslander beauftragen; wegen eines Verlags einige Bemerkungen." ("From Professor Altmann (letter): 10% of each copy is reserved; the manuscript [of Mozart's K. 543] is in Berlin; Schuster will commission Vrieslander in a few days; a few remarks concerning a publisher [for Weisse]"). Schenker's writing to Altmann is recorded at OJ 3/8, p. 2945, June 7, 1926: "An Prof. Altmann (Br.): ob die Handschrift von Mozarts Esdur-Sinfonie in Berlin sei; wie lange Schuster den Artikel noch hinauszuziehen gedenkt? Ob er einen Verleger für Weisse wüßte?" ("To Professor Altmann (letter): is the autograph manuscript of Mozart's Symphony in E flat major in Berlin?; how long is Schuster thinking of delaying [publication of] the article? Does he know of a possible publisher for Weisse?").