[printed letterhead: ]
[crown]
HOTEL VOUILLEMONT
15, RUE BOISSY D'ANGLAIS
PRES LA PLACE DE LA CONCORDE
PARIS [telephone and other information]
11. III. '28

Lieber Herr Dr.,

Eigentlich 1 muss ich mich schämen, dass ich Ihnen nicht schon viel eher geschrieben habe nachdem ich Ihnen kurzerhand durch meinen Diener hatte mitteilen lassen, dass ich nach Paris fahren würde. Ich werde Ihnen aber heute die Gründe hierfür auseinandersetzen. In München erhielt ich einen Brief des Herrn Cauchie in welchem er mich mitteilte, dass das Photographieren der Autographe im hiesigen Conservatorium auf amtlichen {2} Schwierigkeiten stösse. Schon seit Anfang Januar hatte er den Photographer [sic] der National-Bibliothek mit dieser Arbeit betraut und hatte dieser einen neuen Photostat im Conservatorium extra zu dem Zweck [illeg. cancellation] schaffen lassen. Als man dort merkte, dass es sich um eine grössere Zahl von Aufnahmen handle, (es werden etwai 2500 Stück sein) wollte man eine Gebühr hiervon erheben, sowie das auch sonstwo in öffentlichen Sammlungen Frankreich's üblich sein soll. Hierzu brauchte man die Genehmigung des Ministeriums und als die dortigen Beamten Kenntniss von der Sache erhielten, wollten sie überhaupt dem Photo- {3} graphen die Arbeit verbieten und mir vorschlagen, die Aufnahmen vom amtlichen Photographen anfertigen zu lassen (auf Glasplatten, da er kein Photostatt besitzt).

Als ich diese Nachricht erhielt beschloss ich, selber nach Paris zu fahren um bei eventueller Unterhandlung gleich persönlich, sogar eventuell mit Unterstützung der hiesigen oesterreichischen Gesand[t]schaft, eingreifen zu können. Ich wurde aber von diesem Vorhaben abgehalten durch eine Erkältung, verbunden mit einer ziemlich schweren Halsentzündung, der [recte die] mich 10 Tage länger in München festhielt, als ich wollte sodass ich erst letzten Mittwoch hier eingetroffen bin. {4} Inzwischen hat Herr Cauchie, der sich unsere Sache aufs gewissenhafteste annimmt, auch nicht stillgesessen und es sieht jetzt so aus, als ob alles ohne viele Schwierigkeiten in meinem Sinne geregelt werden wird. Nun ich aber einmal hier bin, will ich nicht fortreisen, bevor die Arbeit im Conservatorium tatsächlich angefangen hat und alles schwarz auf weiss abgemacht worden ist[.] Daher kann ich Ihnen heute noch nicht sagen, wenn ich wieder nach Wien kommen werde. Sobald ich es weiss, werde ich Ihnen benachricht[ig]en.

Bis dahin bitte ich Sie, meine beste Grüsse, undsowie Empfehlungen an Ihrer Frau Gemahlin, entgegennehmen zu wollen


Ihr sehr ergebener
[signed:] AvHoboken

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2009, 2010

[printed letterhead: ]
HOTEL VOUILLEMONT
15, RUE BOISSY D'ANGLAIS
NEAR THE PLACE DE LA CONCORDE
PARIS [telephone and other information]
11. III. '28

Dear Dr. Schenker,

Actually 1 I must be ashamed that I did not write you much earlier after I had my servant notify you abruptly that I would go to Paris. But today I will explain the reasons for this. In Munich I received a letter from Mr. Cauchie in which he stated that the photography of the autograph manuscripts in the local Conservatory had run into official {2} difficulties. As far back as the beginning of January he had entrusted the photographer of the National Library with this work, and the latter had had a new photostat dispatched to the Conservatory especially for this purpose. When it was noted that this would involve a larger number of exposures (there will be about 2,500 items), they wanted to impose a fee, which is said to be otherwise customary in the public collections of France. For this they needed the permission of the Ministry, and as the authorities there became aware of the matter, they decided to prohibit the {3} photographer from carrying out the work and to recommend to me that I have the exposures prepared by the house photographer (on glass plates, as he has no photostat capability).

When this report reached me I decided to go to Paris myself so as to intervene personally in any negotiation, perhaps even with the support of the Austrian Embassy. I was deterred from this plan, however, by a cold combined with a rather severe sore throat, which kept me in Munich ten days longer than I intended, so that I arrived here only last Wednesday. {4} Meanwhile Mr. Cauchie, who is completely conscientious about our project, has not sat idly by, and now it looks as though everything will work out as I wish. Now that I am here, though, I don't want to leave before the work in the Conservatory has actually begun and all agreements are set down in plain language. Therefore I cannot yet tell you today when I will return to Vienna. As soon as I know, I will inform you.

Until then, please accept my warmest greetings along with respects to your wife.


Yours very truly,
[signed:] A. v. Hoboken

© Translation John Rothgeb, 2009, 2010

[printed letterhead: ]
[crown]
HOTEL VOUILLEMONT
15, RUE BOISSY D'ANGLAIS
PRES LA PLACE DE LA CONCORDE
PARIS [telephone and other information]
11. III. '28

Lieber Herr Dr.,

Eigentlich 1 muss ich mich schämen, dass ich Ihnen nicht schon viel eher geschrieben habe nachdem ich Ihnen kurzerhand durch meinen Diener hatte mitteilen lassen, dass ich nach Paris fahren würde. Ich werde Ihnen aber heute die Gründe hierfür auseinandersetzen. In München erhielt ich einen Brief des Herrn Cauchie in welchem er mich mitteilte, dass das Photographieren der Autographe im hiesigen Conservatorium auf amtlichen {2} Schwierigkeiten stösse. Schon seit Anfang Januar hatte er den Photographer [sic] der National-Bibliothek mit dieser Arbeit betraut und hatte dieser einen neuen Photostat im Conservatorium extra zu dem Zweck [illeg. cancellation] schaffen lassen. Als man dort merkte, dass es sich um eine grössere Zahl von Aufnahmen handle, (es werden etwai 2500 Stück sein) wollte man eine Gebühr hiervon erheben, sowie das auch sonstwo in öffentlichen Sammlungen Frankreich's üblich sein soll. Hierzu brauchte man die Genehmigung des Ministeriums und als die dortigen Beamten Kenntniss von der Sache erhielten, wollten sie überhaupt dem Photo- {3} graphen die Arbeit verbieten und mir vorschlagen, die Aufnahmen vom amtlichen Photographen anfertigen zu lassen (auf Glasplatten, da er kein Photostatt besitzt).

Als ich diese Nachricht erhielt beschloss ich, selber nach Paris zu fahren um bei eventueller Unterhandlung gleich persönlich, sogar eventuell mit Unterstützung der hiesigen oesterreichischen Gesand[t]schaft, eingreifen zu können. Ich wurde aber von diesem Vorhaben abgehalten durch eine Erkältung, verbunden mit einer ziemlich schweren Halsentzündung, der [recte die] mich 10 Tage länger in München festhielt, als ich wollte sodass ich erst letzten Mittwoch hier eingetroffen bin. {4} Inzwischen hat Herr Cauchie, der sich unsere Sache aufs gewissenhafteste annimmt, auch nicht stillgesessen und es sieht jetzt so aus, als ob alles ohne viele Schwierigkeiten in meinem Sinne geregelt werden wird. Nun ich aber einmal hier bin, will ich nicht fortreisen, bevor die Arbeit im Conservatorium tatsächlich angefangen hat und alles schwarz auf weiss abgemacht worden ist[.] Daher kann ich Ihnen heute noch nicht sagen, wenn ich wieder nach Wien kommen werde. Sobald ich es weiss, werde ich Ihnen benachricht[ig]en.

Bis dahin bitte ich Sie, meine beste Grüsse, undsowie Empfehlungen an Ihrer Frau Gemahlin, entgegennehmen zu wollen


Ihr sehr ergebener
[signed:] AvHoboken

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2009, 2010

[printed letterhead: ]
HOTEL VOUILLEMONT
15, RUE BOISSY D'ANGLAIS
NEAR THE PLACE DE LA CONCORDE
PARIS [telephone and other information]
11. III. '28

Dear Dr. Schenker,

Actually 1 I must be ashamed that I did not write you much earlier after I had my servant notify you abruptly that I would go to Paris. But today I will explain the reasons for this. In Munich I received a letter from Mr. Cauchie in which he stated that the photography of the autograph manuscripts in the local Conservatory had run into official {2} difficulties. As far back as the beginning of January he had entrusted the photographer of the National Library with this work, and the latter had had a new photostat dispatched to the Conservatory especially for this purpose. When it was noted that this would involve a larger number of exposures (there will be about 2,500 items), they wanted to impose a fee, which is said to be otherwise customary in the public collections of France. For this they needed the permission of the Ministry, and as the authorities there became aware of the matter, they decided to prohibit the {3} photographer from carrying out the work and to recommend to me that I have the exposures prepared by the house photographer (on glass plates, as he has no photostat capability).

When this report reached me I decided to go to Paris myself so as to intervene personally in any negotiation, perhaps even with the support of the Austrian Embassy. I was deterred from this plan, however, by a cold combined with a rather severe sore throat, which kept me in Munich ten days longer than I intended, so that I arrived here only last Wednesday. {4} Meanwhile Mr. Cauchie, who is completely conscientious about our project, has not sat idly by, and now it looks as though everything will work out as I wish. Now that I am here, though, I don't want to leave before the work in the Conservatory has actually begun and all agreements are set down in plain language. Therefore I cannot yet tell you today when I will return to Vienna. As soon as I know, I will inform you.

Until then, please accept my warmest greetings along with respects to your wife.


Yours very truly,
[signed:] A. v. Hoboken

© Translation John Rothgeb, 2009, 2010

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/1, p. 3182, March 14, 1928: "Von Hoboken (Br. aus Paris): über eine bestandene Krankheit; neuerlich Schwierigkeiten wegen des Archivs. Ich lasse es dahingestellt, ob es ganz arglos ist, wenn er von seiner Freude an Paris erzählt – drollig jedenfalls, daß so eines dort erwachten Tätigkeitsdranges erwähnt, der auf die Anwesenheit bei einer Soirée hinauslauft, die Werken von - Alban Berg galt." ("From Hoboken (letter from Paris): about a persistent illness; recently difficulties regarding the Archive. I form no opinion as to whether it is entirely innocent when he recounts the delight he takes in Paris – amusing at any rate that he makes mention of such zest for action, which amounts to his presence at a soirée that is devoted to the works of – Alban Berg.").